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B Lab Schweiz in Davos: Die Umwelt und künftige Generationen im Mittelpunkt der Unternehmensführung


©B Lab Switzerland, offizielles Foto "Amplifying sustainability practices from the boardroom" im "House of Switzerland" am 17 Januar 2023 in Davos.


Am Dienstag, den 17. Januar 2023, während des WEF 2023, brachten B Lab Schweiz und InTent die Mitglieder der #SBA2030-Allianz sowie CEOs und Verwaltungsrät:innen von Schweizer und internationalen Unternehmen, darunter auch mehrere B Corps, im House of Switzerland zusammen. Ziel des Events war der Austausch von Führungskräften, Politiker:innen und Regierungsvertreter:innen zu Praktiken und Instrumenten für die Achtung der planetarischen Grenzen und dafür, dass die Natur, die Menschen und die künftigen Generationen in den Mittelpunkt der Unternehmensführung und -regulierungen gestellt werden.


Diese Veranstaltung war eine gute Gelegenheit, die wichtigen Themen, die von B Lab Schweiz und ihrem Ökosystem bearbeitet werden, anhand von konkreten Beispielen zu verstehen:

  • Wie man Governance-Instrumente in den Dienst der Umwelt und der Gesellschaft stellt

  • Die Bedeutung von kollektivem Handeln

  • Die Notwendigkeit, Regulierungen zu entwickeln, um die Transformation des Wirtschaftssystems zu unterstützen

Im Folgenden werden die drei wichtigsten Ergebnisse der Veranstaltung vorgestellt.


Einführung von Stakeholder-Governance


Maïlys Serrano, Verwaltungsrätin von Loyco, äusserte sich dazu wie folgt: "Als Verwaltungsrät:innen und Investor:innen liegt es in unserer Verantwortung, sich auf den Weg der Nachhaltigkeit zu begeben!"


Unternehmen spielen also eine entscheidende Rolle, wenn es darum geht, den Fortschritt voranzutreiben und soziale und ökologische Probleme zu lösen. Sie müssen uns den Übergang zu einem bewussten und respektvollen Wirtschaftssystem ermöglichen anstatt uns daran zu hindern.


Der Wandel erfordert die gezielte Anwendung von Best Practices im Bereich der Unternehmensführung auf Ebene der Verwaltungsrät:innen. Ein erster Schritt zu mehr Nachhaltigkeit ist hierbei die Integration der Auswirkungen von Entscheidungen auf alle Stakeholder in den Unternehmensstatuten. Neben Geschäftsmodellen, Produkten und Bewertungsmethoden muss die Verantwortung der Unternehmen auch auf die gesellschaftliche und ökologische Ebene ausgedehnt werden. Diese Best Practices konzentrieren sich darauf, wie und auch wie transparent Unternehmen ihre Mitarbeiter:innen, Verwaltungsrät:innen und die Gesellschaft in die Erfüllung ihrer Mission mit einbeziehen.


Nicola Thibaudeau (Mitglied des Verwaltungsrats von MPS), Maïlys Serrano (Mitglied des Verwaltungsrats von Loyco) und Nadja Lang (Delegierte des Verwaltungsrats von ZFV Unternehmungen) während einer Diskussion über die Verantwortung von CEOs und Verwaltungsrät:innen.


Tony Goldner, Geschäftsführer von TNFD (Taskforce on Nature-related Financial Disclosures), erklärte uns ausserdem, warum Unternehmen eine besondere Rolle im Kampf gegen den Klimawandel und die Zerstörung der Natur spielen würden. Naturrisiken seien zwar in den Bilanzen der Unternehmen und in den Investitionsportfolios zu finden, doch die meisten Unternehmen und Verwaltungsrät:innen seien blind für diese Risiken. Doch wie kann man die Aufmerksamkeit der Unternehmen auf genau diese Themen lenken?


Vielleicht, indem man ihnen klarmacht, dass die Vogel-Strauss-Technik letztlich ein viel grösseres Risiko für ihre Zukunft darstellt. Tony Goldner zeigte den Eventteilnehmer:innen auf, dass der Schlüssel zur Veränderung darin bestehe, die Diskussion über die "Abhängigkeiten" von der Natur zu verändern. Es sei an der Zeit, die Natur als unsere wichtigste Technologiepartnerin zu betrachten und gezielt in sie zu investieren. Dieser Ansatz könnte es uns ermöglichen, die Natur als "Infrastruktur" zu betrachten, die ein integraler Bestandteil der Entscheidungsfindung in Unternehmen ist.


Kollektives Handeln: Der Privatsektor handelt gemeinsam


Die Herausforderungen der Welt, einschliesslich des Klimawandels, erfordern mutige kollektive Massnahmen des Privatsektors. Denn die meisten dieser Herausforderungen sind verknüpft mit globalen öffentlichen Gütern, d.h. ihre Lösung kommt allen zugute, aber keine Organisation (Regierung oder Unternehmen) kann sie alleine lösen.


In einem Kamingespräch diskutierten Katell Le Goulven - Vorstandsmitglied von InTent und Direktorin des Hoffmann Global Institute for Business and Society - und Karl Schmedders - Professor am IMD & Economic Theory Fellow - darüber, warum es für Unternehmen von Vorteil ist, die Lösung dieser Herausforderungen gemeinsam anzugehen. Dabei wurde deutlich, dass Unternehmen nur durch die Berücksichtigung aller ihrer Stakeholder (Umwelt, Gesellschaft und zukünftige Generationen) in der Lage sein werden, sowohl den veränderten Erwartungen der Bürger:innen gerecht zu werden, als auch alle Risiken für ihr Unternehmen zu berücksichtigen und ihren Shareholder Value zu erhalten.


Katell Le Goulven (Verwaltungsrätin von Intent & Direktorin des Hoffmann Instituts) und Karl Schmedders (Professor am IMD) bei einem Kamingespräch über die Macht des kollektiven Handelns.


Ein gutes Beispiel für kollektives Handeln von Vertreter:innen derselben Branche findet sich im Herzen der B Corp Community. Die B Corp Beauty Coalition wurde auf Initiative von 26 B Corp zertifizierten Unternehmen aus der Schönheitsindustrie gegründet. Ihre Aufgabe ist es, die Akteur:innen der Branche zusammenzubringen, um gemeinsam an der Verbesserung der sozialen und ökologischen Praktiken in der Branche zu arbeiten (bessere Verpackungen, verantwortungsvolle Innovationen, verantwortungsvolle Beschaffung von Inhaltsstoffen, etc.).


"Durch die Koalition tragen wir dazu bei, einen Exzellenzstandard für nachhaltige Schönheit zu etablieren, und tauschen Best Practices in Bezug auf Verpackung, Inhaltsstoffe und Logistik aus, um unsere Branche gemeinsam zu verbessern.", sagt Nataliya Yarmolenko, Vorstandsmitglied bei Weleda. Ein Jahr nach ihrer Gründung zählt die Koalition heute bereits 53 Mitglieder aus sechs Kontinenten.


"Branchenübergreifende Zusammenarbeit und kollektives Handeln müssen zu den Prioritäten der Verwaltungsrät:innen werden”, erklärt Jonathan Normand, Gründer und CEO von B Lab Schweiz. “Dies wird durch die Verankerung von Stakeholder-Governance in den Statuten sowie strategische Massnahmen zur Einbindung der gesamten Wertschöpfungskette erreicht. Wenn wir uns für Veränderungen der bestehenden Strukturen einsetzen und die Zusammenarbeit – sowohl innerhalb von Branchen als auch branchenübergreifend – fördern, werden wir den Wandel hin zur Stakeholder-Wirtschaft erfolgreich meistern.”


Starke Regulierung zur Unterstützung privater Massnahmen


Die Stakeholder-Governance muss durch Rechtsvorschriften unterstützt werden, um einen Wandel in grösserem Umfang und schnellerem Tempo herbeizuführen. Denn viele Unternehmen ändern ihre Geschäftsmodelle erst, wenn es die Gesetzgebung entsprechend verlangt.


Die Lancierung unserer Initiative zur Stärkung der treuhänderischen Pflichten von Unternehmen, die von über 600 Schweizer Organisationen unterstützt wird, wurde in Davos bekannt gegeben und zielt darauf ab, den Fokus von der finanziellen Rendite auf die Interessen aller Stakeholder zu verlagern. Mehr Unternehmen werden ermutigt, zu handeln, wenn die Aufsichtsbehörden dies verlangen, wie es bereits in Italien, Frankreich und 35 US-Bundesstaaten der Fall ist, in denen B Corps von einem besonderen Rechtsstatus profitieren.


Führungskräfte kommen und gehen, die Märkte schwanken, die Programme ändern sich. Was zählt, ist das Endergebnis - die fortwährende Bewahrung der Mission des Unternehmens. Im Nachhinein wird immer deutlicher, dass Unternehmen mit einem wirkungsvollen und verantwortungsvollen Auftrag genauso gut oder sogar besser abschneiden als ihre traditionellen Rivalen. Die Versuchung, ihre Verpflichtungen aufzugeben, wird daher in Zukunft weniger gross sein.


“Die Regierungen, sowohl auf nationaler als auch auf globaler Ebene, müssen den Wandel unterstützen, indem sie die wirtschaftlichen Spielregeln ändern und die Unternehmen zum sofortigen Handeln auffordern," schloss André Hoffmann, Vizepräsident des Verwaltungsrats der Roche Holding AG und Mitinitiator der #SBA2030 Allianz.


André Hoffmann (Vizepräsident von Roche) im House of Switzerland am 17. Januar 2023.

Über #SBA2030


B Lab Schweiz und InTent haben im Mai 2022 in Davos die Swiss Boards for Agenda 2030 (#SBA2030) lanciert. Es handelt sich hierbei um eine Allianz von CEOs und Verwaltungsrät:innen, die sich für Nachhaltigkeit einsetzt. Die Teilnehmer:innen stellen sicher, dass bei ihrer Entscheidungsfindung der Impact ihres Unternehmens auf alle Stakeholder - einschliesslich der Mitarbeitenden, der Gesellschaft und der Umwelt - berücksichtigt wird und nehmen somit eine Vorreiterrolle in der Wirtschaft ein. Bis heute haben sich 35 Unternehmen dem SBA2030 angeschlossen, darunter Ricola, EBP, Aprotec, L'Occitane.


"In diesen Zeiten der Sorge und alarmierender Prognosen hat sich diese Allianz gebildet, um zu inspirieren, sich zusammenzuschliessen, den Wandel zu beschleunigen und den Mut derjenigen zu feiern, die sich dafür entscheiden, zu der nachhaltigen, wünschenswerten und inklusiven Zukunft beizutragen, die wir alle anstreben", sagte Jonathan Normand, Mitinitiator des #SBA2030.


"Es gibt keine nachhaltige und florierende Zukunft ohne starke und dauerhafte Kooperationen. Wir brauchen Allianzen, wie #SBA2030, um ehrgeizige und transformative Massnahmen zur Erhaltung der Natur zu ergreifen.” André Hoffmann, Vizepräsident des Verwaltungsrats der Roche Holding AG und Mitinitiator der #SBA2030 Allianz.


Für weitere Informationen besuchen Sie bitte: www.sba2030.ch


Über die B Corp-Zertifizierung


B Corp-zertifizierte Unternehmen sind führend in der globalen Bewegung für eine inklusive, faire und regenerative Wirtschaft. Die B Corp-Zertifizierung ist eine Bezeichnung, die besagt, dass ein Unternehmen hohe Standards in Bezug auf soziale und ökologische Leistung, verantwortungsvollem Handeln und Transparenz bei Faktoren erfüllt, die von Mitarbeitervorteilen und wohltätigen Spenden bis hin zu Praktiken in der Lieferkette und Rohstoffen reichen. Derzeit umfasst die Community mehr als 6’400 zertifizierte Unternehmen in 87 Ländern und 158 Branchen sowie 150.000 Organisationen, die ihre Auswirkungen mit den Tools B Impact Assessment und SDG Action Manager messen.


Weitere Informationen: https://de.blab-switzerland.ch/



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