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Gemeinsames Interview: Weleda wird eine zertifizierte B Corp™

Weleda, der weltweit führende Hersteller von zertifizierten Bio- und Naturkosmetik und Arzneimitteln, ist jetzt offiziell eine B Corp. Wir haben uns mit Michael Brenner, CFO und Mitglied der Geschäftsleitung von Weleda, und Jonathan Normand, CEO von B Lab Switzerland, zusammengesetzt, um über diesen neuen Meilenstein zu sprechen.





Weleda ist einer der führenden, auf Nachhaltigkeit ausgerichteten Akteure in der Pflege- und Kosmetikbranche. Wie würden Sie die Bedeutung der Nachhaltigkeit für Ihr Unternehmen beschreiben?


Michael Brenner (M.B.): Weleda feiert dieses Jahr 100-jähriges Bestehen. Der Impuls, nachhaltig zu sein, ist seit dem ersten Tag in unserer DNA verankert und das ist der Grund, warum es Weleda gibt. Unsere Vision ist, dass sich Gesundheit und Schönheit im Einklang mit der Natur und dem Menschen entfalten können. Seit 100 Jahren sind wir uns bewusst, dass dies nur möglich ist, wenn wir nicht nur für den Profit, sondern auch für unseren Planeten, die Natur, die Tiere und Pflanzen Verantwortung übernehmen.



Was hat Weleda dazu bewogen, sich zertifizieren zu lassen? Haben Sie durch den Zertifizierungsprozess etwas neues über Ihre sozialen und ökologischen Auswirkungen gelernt?


M.B.: Wie bereits erwähnt, war Nachhaltigkeit schon immer das Herzstück von Weleda. Aber wir brauchten einen Prozess, der wirklich beweist, dass wir nachhaltig sind. Wir wollten einen unabhängigen Blick auf unsere Strategie und unsere Aktivitäten haben. Ich denke, dass wir heute unseren Kunden, unseren Mitarbeitern und allen Interessengruppen zeigen müssen, dass wir wirklich nachhaltig sind. Aus diesem Grund waren wir sehr an der B Corp-Zertifizierung interessiert. Wir waren der Meinung, dass es sich um das umfassendste Label handelt und dass es jede Möglichkeit des Greenwashings ausschließt.


Die Zertifizierung verfolgt einen sehr ganzheitlichen Ansatz, und wir haben viel gelernt. In der Vergangenheit haben wir etwas zu sehr dazu geneigt uns auf Bereiche zu konzentrieren, die wir schon kannten und wussten, dass wir darin sehr gut darin abschneiden. Nun mussten wir in jedem kleinen Bereich unseres Unternehmens nachprüfen und dies hat uns enorme Einsichten darüber gegeben wo wir uns verbessern können. Da über hundert Personen am Zertifizierungsprozess beteiligt waren, hat sich ausserdem das Bewusstsein für soziale und ökologische Auswirkungen im Unternehmen insgesamt erhöht. Das war ein grosser Lernprozess für alle, nicht nur für das Zertifizierungsteam.


Wie hat Weleda das Projekt intern geleitet? Wie haben Ihre Aktionäre auf die Entscheidung reagiert, B Corp zu werden?


M.B.: Einer der wichtigsten Aspekte war, den gesamten Prozess als ein Projekt zu betrachten und nicht nur als eine Aufgabe der Nachhaltigkeitsabteilung. Es brauchte wirklich ein starkes internes Engagement mit der Beteiligung der gesamten Geschäftsleitung. Wie ich bereits sagte, waren über 100 Mitarbeiter in der ganzen Welt an diesem Prozess beteiligt. Ein weiteres Schlüsselelement bei unserer Zertifizierung ist, dass der Prozess von Anfang an sehr klar war. Bei dem B Impact Assessment wussten wir, worauf wir achten mussten, was zu tun war, wo wir die Unterlagen finden konnten und welche Informationen notwendig waren. Außerdem waren die B Corp-Teams immer erreichbar, um einen reibungslosen Verlauf zu ermöglichen.


Was die Aktionäre betrifft, so befinden wir uns bei Weleda in einer sehr glücklichen Situation, da unsere Aktionäre der Meinung sind, dass der Zweck eines Unternehmens nicht nur im Gewinn besteht, sondern auch die soziale und ökologische Verantwortung berücksichtigt werden muss. Es gab verständlicherweise Diskussionen über bestimmte Aspekte der Zertifizierung, wie z. B. die Änderung der Geschäftsordnung, da sie das Herzstück des Unternehmens ist. In dieser Satzung gibt es einen Artikel über den Unternehmenszweck, den wir ändern mussten, um die "Mission-Lock"-Verpflichtung zu unserer zweckorientierten Strategie zu erfüllen. Die Aktionärinnen und Aktionäre haben schnell die positiven Auswirkungen all unserer Handlungen erkannt, und es war klar, dass dies ein sinnvoller Schritt für Weleda ist.



Wo sehen Sie Weleda in einer wichtigen Rolle als Vorreiter für kollektives Handeln?


M.B.: Einer unserer Hauptschwerpunkte ist das Klima. Wir haben bereits den Plan, ab nächstem Jahr auf Produktebene klimaneutral zu sein, und wir wollen intensiv an unserer Net Zero-Strategie arbeiten. Ausgehend von unseren Produkten und unserem Verständnis, mit der Natur in Einklang zu stehen, konzentrieren wir uns auch auf die biologische Vielfalt und den Boden. Darüber hinaus bewirtschaften wir im Rahmen unserer Produktion rund 35'000 Fussballfelder Pflanzen- und Anbaufläche, so dass wir durch unsere Lieferanten ein grosses Wissen verfügen, wie diese Ziele erreicht werden können. Ich bin sicher, dass wir in diesem Bereich ein Vorbild sein können.


Jonathan Normand (J.N.): Weleda hat sein Engagement bei der Bewältigung aller großen gesellschaftlichen Herausforderungen unter Beweis gestellt, insbesondere durch die Beteiligung an kollektiven Massnahmen. Darüber hinaus hat Weleda die Verpflichtung zu Net Zero 2030 übernommen, was eine herausragende Bestätigung eines starken Engagements ist. Das zeigt, dass die Zertifizierung ein Meilenstein auf einem breiteren Weg ist und dass wir als dynamische Bewegung gerade gemeinsam noch weiter gehen können.


Wie sieht B Lab die Entwicklung der Schönheits- und Pflegebranche im Hinblick auf soziale und ökologische Anforderungen?


J.N.: Die Landschaft der Schönheitsindustrie hat sich stark verändert. Die Verbraucher verlangen mehr und mehr eine klare und glaubwürdige Botschaft über die Lizenz zum Handeln von Unternehmen. Es geht nicht nur darum, ein gutes oder gesundes Produkt zu liefern, sondern auch darum, die grossen Herausforderungen im Zusammenhang mit der biologischen Vielfalt und der Natur zu bewältigen. Die Akteure der Schönheitsindustrie haben aufgrund der Wirkung der Produkte eine sehr direkte Verbindung zu ihren Verbrauchern, da ihre Produkte gewissermassen durch die Haut in den Körper gehen. Auf diese Weise spielen sie eine viel wichtigere Rolle, wenn es darum geht, den Weg zur Bewältigung der gesellschaftlichen Herausforderungen zu ebnen.


"Das zeigt, dass die Zertifizierung ein Meilenstein auf einem breiteren Weg ist und dass wir als dynamische Bewegung gerade gemeinsam noch weiter gehen können. "

Welche anderen kollektiven Aktionen innerhalb der Schönheitsindustrie gibt es im Rahmen der B-Lab-Bewegung?


J.N : Derzeit schliessen sich zertifizierte B Corps, die in der Schönheitsindustrie tätig sind, zu einer Allianz zusammen, um eine neue Verpflichtung zur kollektiven Verbesserung der Nachhaltigkeit und Sozialstandards in ihrer Branche zu schaffen: Die Beauty Coalition. Ziel dieser Gruppe ist es, die Zusammenarbeit und den Austausch zwischen Unternehmen zu fördern, bewährte Praktiken zu teilen und die Schönheitsindustrie zu beeinflussen um nachhaltige Veränderungen anzustossen. Für das Jahr 2021 wurden die Top Prioritäten auf verschiedene Themen gelegt: z.B. die Verbesserung der Verpackungen, der Inhaltsstoffe und auch der Umsetzung einer grünen Logistik im Vertrieb. Bislang haben sich bekannte Unternehmen wie Davines, Dr. Bronner's oder Expanscience der Bewegung angeschlossen. Dies ist ein klarer Beweis für die gemeinsamen Anstrengungen zur Verbesserung der Nachhaltigkeitsstandards in der Kosmetikbranche.


Was raten Sie anderen Unternehmen, die eine B Corp-Zertifizierung anstreben?


M.B.: Im Allgemeinen wollen viele die Verantwortung für die Auswirkungen ihres Handelns übernehmen, aber es gibt einige Hindernisse. Eines davon ist, die Zustimmung und Unterstützungder wichtigsten Interessengruppen zu erhalten. Für mich ist die wichtigste Frage, die ich mir stellen muss: "Habe ich diese Zustimmung?"


Die Vorstandsmitglieder müssen sich wirklich für diese Ziele einsetzen, aber auch die Aktionäre: Sie müssen einen Wert darin sehen, sich nicht nur auf den Gewinn zu konzentrieren, sondern auch auf einen grösseren Zweck.


Und wenn man dieses starke Engagement sowohl von den Aktionären als auch von anderen relevanten Interessengruppen hat, weiss man genau, wie man vorgehen und die Verantwortung übernehmen muss.


J.N.: Ich stimme zu, denn wir brauchen die Beteiligung von CEOs und Vorstandsmitgliedern, um ein widerstandsfähiges Geschäftsmodell aufzubauen. Den Vorstandsmitgliedern kommt in der Tat eine wichtige Rolle zu, da sie die notwendigen Entscheidungen treffen, um Veränderungen vorwegzunehmen. Aber auch die Führungskräfte sind wichtig, da sie finanzielle und personelle Ressourcen zuweisen, prüfen, ob die Massnahmen der Realität vor Ort entsprechen und durch ihre besondere Stellung die Beteiligten zum Dialog und zum gemeinsamen Aufbau bringen können.



 


Die Weleda AG Arlesheim ist eine Aktiengesellschaft nach Schweizer Recht mit Sitz in Arlesheim bei Basel (Schweiz) und einer Niederlassung in Schwäbisch Gmünd (Deutschland). Die internationale Weleda Gruppe besteht aus 25 Unternehmen weltweit und beschäftigt mehr als 2.500 Mitarbeiter. Weleda Produkte sind in über 50 Ländern erhältlich.


Weleda ist der weltweit führende Hersteller von zertifizierter Bio- und Naturkosmetik sowie von Arzneimitteln für anthroposophische Therapien.



B Lab Switzerland ist der Schweizer Zweig des globalen Non-Profit-Unternehmens B Lab. B Lab verändert die Weltwirtschaft zum Wohle aller Menschen, Gemeinschaften und des Planeten. Als führendes Unternehmen im Bereich des wirtschaftlichen System Wandels entwickelt unser globales Netzwerk Standards, Richtlinien und Instrumente für die Wirtschaft und zertifiziert Unternehmen, die eine Vorreiterrolle einnehmen - die so genannten B Corps. Bis heute umfasst unsere Gemeinschaft über 4.000 B Corps in über 70 Ländern und 150 Branchen, über 8.000 gemeinnützige Unternehmen und 100.000 Unternehmen, die ihre Auswirkungen mit dem B Impact Assessment und dem SDG Action Manager steuern.


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